Ex-Soldat Tyler Rake prügelt sich durch Bangladesch und geht dabei an seine körperlichen Grenzen. Aber reicht ein mit seinen Muskeln spielender Chris Hemsworth aus, um aus Tyler Rake: Extraction einen sehenswerten Film zu machen?
Tyler Rake ist ein Söldner, der einen in Bangladesch entführten Jungen in seine indische Heimat zurückbringen will. Jedoch läuft nicht alles nach Plan, und schon befindet sich der von Chris Hemsworth gespielte Tyler Rake in einer Hetzjagd, die ihm alles abverlangt. Von Anfang an verspricht der Film ein pausenloses Geballer und Gekloppe zu sein. Chris Hemsworth befindet sich also auf bekanntem Terrain – und dies mit alten Freunden. Das Drehbuch für Tyler Rake: Extraction lieferten die Marvel-Veteranen Anthony und Joe Russo. Wenn auch weniger bekannt als Marvel, so basiert Tyler Rake: Extinction auch auf einem Comic: Und zwar auf dem Graphic Novel Ciudad, welches von – Überraschung – den Russo Brothers geschrieben wurde. Regie des Action-Thrillers übernahm der ehemalige Stuntman Sam Hargrave, der unter anderem als Stunt-Koordinator für mehrere Avengers Filme verantwortlich war.
Brutale, gut inszenierte Action
Die allgemeine Action-Erfahrung von Cast und Crew sind “Tyler Rake: Extraction” auf jeden Fall anzumerken. Die Kampfsequenzen sind beeindruckend choreographiert und sind nicht vor einen Greenscreen entstanden. Dadurch wirken sie sehr viel echter und fesselnder. Gleich zu Beginn zeigt sich, wohin der Film will: In einer Kampfsequenz á la John Wick prügelt Chris Hemsworth sich in detailliert ausgearbeiteten Nahkampfchoreographienallein durch ein komplettes Gebäude, um den entführten Jungen von seinen Peinigern zu befreien. Sein muskelbepackter Körper scheint ihm eine große Hilfe zu sein, wenn er mal wieder einen Mann erdrosselt oder einem anderen mit einem Kaffeebecher die Zähne ausschlägt. Skrupel hat er dabei keine – der Film wird seinem FSK 18-Kennzeichen durchaus gerecht. Das merkt man schon nach knapp den ersten zwanzig Minuten, wenn Tyler Rake seinem Namen alle Ehre macht und mit einem Rechen (deutsch für “Rake”) zwei Männer ersticht – einen davon sehr brutal, indem er dessen Gesicht in die Zinken des Rechen rammt.
Oberflächliche Charaktere und wenig Schauspielerei
Sehr viel weniger ausgearbeitet sind dafür die Charaktere. Die Protagonisten haben kaum Tiefe und auch die Motivation von Rakes Gegner wird im Laufe des Films nicht erklärt. Die Versuche, den Figuren Persönlichkeit und Hintergrund zu geben, haben leider nicht den gewünschten Effekt. Ein Gespräch zwischen Rake und seinem Schützling, Ovi, das die Emotionalität aufbauen und die Beziehung zwischen den beiden auf Vater-Sohn ähnliche Basis zu heben soll, wirkt leider nur aufgesetzt. Chris Hemsworth weint ein paar Krokodilstränen und kurz danach geht dann die Hetzjagd schließlich auch schon weiter.
Außergewöhnliche Schauspielerei sieht man relativ wenig. Es fühlt sich mehr an, als ob die Schauspieler einfach das Skript abarbeiten würden. Auch der talentierte David Harbour (Chief Hopper aus Stranger Things) hat einen kurzen Auftritt, in dem er sein Können leider jedoch nicht zeigen kann.
Trotzdem ein unterhaltsamer Zeitvertreib
Wenn man sich nach dem Film überlegt, worum es eigentlich ging, fällt die Antwort darauf gar nicht so leicht. Nichtsdestotrotz machen die Actionszenen macht Spaß und bleiben bis zum Schluss auf hohem Niveau. Diesbezüglich trägt Chris Hemsworth den Film auf seinen breiten Schultern und zeigt, dass er choreographierte Kämpfe sowie Verfolgungsjagden im Auto gut kann. Tyler Rake: Extraction erfindet das Action-Genre nicht neu, unterhält jedoch ganz gut. Schauspielerische Meisterleistungen oder eine schlüssige Story sucht man vergeblich, aber um sich in der Quarantäne etwas berieseln zu lassen, funktioniert der Film super.
Tyler Rake: Extraction ist seit dem 24.04. auf Netflix zu sehen.
von Merle Oßmer
The poster was prepared by Netflix., Extraction official release poster, CC BY-SA 4.0