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Die Bude voll People abgerissen – Deichkind in Bremen

4. März 2020

Deichkind sind derzeit mit der „Wer sagt denn das?“ -Tour im gesamten deutschsprachigen Raum unterwegs. Wir waren beim Konzert in Bremen und erzählen Euch, wie es war und beantworten die Frage: Aber ist das noch Party?

Auf dem im letzten Herbst veröffentlichten Album Wer sagt denn das? zeigten sich Deichkind im Wandel, ja geradezu gereift, erwachsen und halbwegs ernsthaft. Natürlich waren schon auf den früheren Alben zeitgeschichtliche und gesellschaftskritische Themen zu finden, welche die Band – wie kaum andere Künstler zuvor – mit ihren Titeln und Texten ins kulturelle Gedächtnis und in den Alltagssprachgebrauch der Deutschen gebracht hat: Arbeit nervt, Bück Dich hoch und vor allem Leider geil sind fester Bestandteil deutscher Jugendsprache geworden. Aber immer waren die Alben eben auch von inszeniert-prolligen Partysongs durchzogen, allen voran mit dem ewigen Hit Remmidemmi (Yippie Yippie Yeah) von 2006.

Deichkind machen Ernst

Auf dem aktuellen Album machen Deichkind von Anfang an klar, dass die Party vorbei ist und andere Themen wichtiger werden. Das mag damit zusammenhängen, dass die MCs Porky und Philipp langsam auf die 50 zugehen. Eher aber ist das Album wohl als Kommentar auf die derzeitigen Zustände in Politik und Gesellschaft, bei denen wohl niemandem mehr so richtig nach Party ist, zu verstehen. „Wer sagt denn das?“, „Dinge“, „Endlich autonom“, „Gewinne, Gewinne“, „Richtig gutes Zeug“, „Quasi“ und „Powerbank“ befassen sich ironisch mit Themen wie Konsum, Medien, Technik und Wahrheit/Lüge, sind kapitalismuskritisch und halten der Gesellschaft einen Zerrspiegel vors Gesicht. Grund genug, sich das einmal live anzuschauen.

Postmodernes Theater

Das Konzert startet nach einem leicht verstörenden Video mit dem nackten Lars Eidinger und dem Statement „Keine Party“, was das Motto der ersten Hälfte des Konzerts darstellt. Hier findet wirklich keine Party statt. Es ist eher postmodernes Theater was Deichkind aufführen, und welches das Publikum merklich verwirrt. Hier reiht sich eine fast straff durchchoreographierte Performance an die andere. Verkleidungen mit z.B. überdimensionierten Köpfen, die sich per Beleuchtungswechsel zu Totenköpfen wandeln, sind eben etwas ganz anderes als die Kindergeburtstagsrequisiten und Plastiktütenoutfits mit Tetraederhüten vergangener Jahre. Aber die Absurdität des Auftritts ist geblieben, worüber sich dann auch, trotz deutlicher Zurückhaltung, die Oldschool-Fans freuen können.

Jetzt aber Party

Die zweite Hälfte (die alle schon für den Zugabenblock halten) ist eher den alten Hits vorbehalten, auch die Hip Hop-Klassiker „Komm schon“ und „Bon Voyage“ aus den Rap-Anfängen der Band werden abgefeiert. Und nach dem kongenialen „Bude voll People“ ist es dann soweit: Die Party von 2006 ist wieder da und es wird richtig wild. Allerdings auch nicht ohne politische Botschaft: „Kein Bier für Nazis“ auf der Flagge beim Einsatz der durch den Innenraum gefahrenen Tonne in „Roll das Fass rein“ sorgt immer wieder für Jubel. Es folgt Partyhit auf Biersong bis „Limit“ den vorläufigen Schlusspunkt setzt. Zeit zum Durchatmen bis „Remmidemmi“ ganz am Ende den Höhepunkt des Ausrastens setzt.

Und wie war es jetzt?

Fazit der Band (auf Instagram): „Bremen, ihr skeptischen Pupsis. Wir müssen ehrlich sein: Ihr wart schwer zu kriegen, um dann völlig zu eskalieren.“

Fazit der Redaktion: Deichkind ist die Band, die man dieses Jahr unbedingt gesehen haben muss. Leider geiles Theater. Richtig gutes Zeug. Wer jetzt noch zu einem Konzert möchte, muss allerdings bis zum Sommer warten, weil die Hallenkonzerte schon ausverkauft sind. Hier findet ihr die Termine für den Sommer. Wir weisen besonders auf den Auftritt am 20. Juni beim Hurricane-Festival hin und freuen uns auf ein Wiedersehen.

von Marco Höhn

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