Bier, Chips, Zigaretten — und dazu ein informativer Kurzvortrag über künstliche Intelligenz. Was im ersten Moment nicht zusammen passen will, wird in Bremer und Bremerhavener Kneipen und Bars genauso umgesetzt.
Unter dem Motto „Science goes Public“ werden zweimal jährlich, knapp einen Monat lang, in Bremer und Bremerhavener Kneipen informative Kurzvorträge von Wissenschaftlern aus der Region gehalten. Dabei spielt es keine Rolle, ob man sich als Zuhörer jemals schon mal mit dem Thema beschäftigt hat — die Vorträge sind so informativ und humorvoll gestaltet, dass jeder folgen kann — sowohl Laie als auch Wissenschaftler.
Ursprünglich kommt die Idee aus Bremerhaven: Zum 10-jährigen Jubiläum der Schwesterstädte Bremen und Bremerhaven, als „Stadt der Wissenschaft 2005“, wurde ein neues Veranstaltungsformat geboren, das vermeintlich trockenen wissenschaftlichen Themen einen neuen Rahmen geben und für jedermann zugänglich machen sollte.
So fand dieses Jahr auch ein Vortrag in der urigen Kneipe „Gondi“ in der Bremer Neustadt statt. Der Vortragende war niemand geringeres selbst, als einer der Inhaber des Gondis: Dr. Daniel Nyga gab dem Publikum in seinem halbstündigen Vortrag, einen Einblick in die Welt der künstlichen Intelligenz, die Arbeit des Bremer Forschungsinstituts für künstliche Intelligenz und den momentanen Forschungsstand.
Ist eine Maschine überhaupt in der Lage eigenständig zu denken?
Diese Frage stand von Anfang an im Raum und ist nicht so leicht zu beantworten. Dass es heutzutage leistungsstarke Maschinen gibt, die den Menschen einen Großteil ihrer Arbeit abnehmen, ist den meisten bewusst. Aber sind diese Maschinen auch in der Lage weiterzudenken und alleine zu handeln?
So weit ist es noch nicht: Laut Daniel Nyga sei es vorerst das Ziel der Technik, Roboter zu entwickeln, die in der Lage sind, mit Menschen zu kommunizieren und ihr Wissen eigenständig zu erweitern, indem sie beispielsweise Menschen beobachten oder Anleitungen lesen.
Die Problematik erscheint fast absurd: Aufgaben die dem Menschen leicht fallen, sind für Computer extrem schwer zu realisieren. So ist es leichter ein Schachspiel zu gewinnen, als einen Roboter zu programmieren, der es schafft, eine Figur zu bewegen, ohne sofort das gesamte Feld abzuräumen. Deswegen arbeiten an dieser Stelle Mathematiker und Verhaltenspsychologen zusammen, um herauszufinden welche Prozesse im menschlichen Gehirn es möglich machen, dass diese Maschine so effizient und leistungsstark arbeitet.
Wie menschlich kann ein Roboter werden?
Eine weitere Frage, die viele Zuhörer umtrieb, war die Menschlichkeit eines Roboters. Die Beziehung zwischen Mensch und Maschine ist von Anfang an von einer gewissen Ambivalenz geprägt. Die technische Entwicklung fasziniert den Menschen und schüchtert ihn gleichermaßen auch ein, da er in ihr auch immer eine Gefahr sieht. Dieses Gefühl wird durch die Darstellung in Hollywoodfilmen nur gestützt. Von Wall*e bis hin zum Terminator — von putzig bis skrupellos ist alles dabei. Doch eine wirkliche Gefahr können Roboter dem Menschen nicht werden, da sie keinen persönlichen Anreiz haben, etwas zu tun.
Nach einer Stunde voller Informationen, anschaulicher Videos und humorvollen Erklärungen, neigte sich der „Science goes Public“ Abend im Gondi dem Ende zu. Danach war es dem Publikum möglich, in lockerer Atmosphäre noch weitere Nachfragen zu stellen und mit Dr. Daniel Nyga zu diskutieren. Für dieses Jahr war es das mit dem Lernen für Kneipengänger. Im März 2020 geht es weiter mit Experimenten und Vorträgen bei Bier und Schnaps in Bremen und Bremerhaven.
Charlotte Mundt
Bildquelle: Manfred Werner – Tsui, Ars Electronica 2008 Kotaro, CC BY-SA 3.0