E-Scooter gibt es inzwischen in vielen Großstädten Deutschlands an jeder Ecke und können frei von jedem, mit der passenden App, genutzt werden. Seit drei Wochen sind sie auch in Bremen angekommen. Doch sind die Roller wirklich eine Alternative zum Autofahren?
Seit wann gibt es E-Scooter überhaupt?
Seit dem Jahr 2017 ist es Passanten in Großstädten rund um den Globus möglich, die elektrischen Roller als Verkehrsmittel zu nutzen. In Deutschland gibt es sie erst seit Mai 2019, dennoch haben sie sich schnell in den Großstädten verteilt. Vor allem an Straßenecken, in den Innenstädten, sind sie vorzufinden und frei für jeden zugänglich. Nach der Fahrt kann man sie irgendwo abstellen und der nächste Nutzer kann seine Fahrt durch die Stadt antreten.
Ursprünglich hatten die Roller eigentlich den Zweck den Autoverkehr in den Städten zu verringern, jedoch hat sich gezeigt, dass meistens Fußgänger auf die neuen Fortbewegungsmittel zugreifen. Die Scooter sollten einen schnellen einfachen Weg darstellen, Kurzstrecken zu überwinden, um zum Beispiel „mal eben nach Hause zu fahren“.
Wie funktioniert das E-Scooter System?
Um auf einem der Roller durch die Gegend zu düsen, muss sich die App des jeweiligen Anbieters heruntergeladen werden. Besonders bekannt sind die Scooter der Marken „Lime“, „Bird“, „Tier“, „Circ“ und „Voi“. In der App kann man auf einer Karte erkennen, wo sich gerade Roller befinden. Mit einem Entriegelungscode kann man die Roller dann freischalten. In Deutschland muss mindestens das Alter von 14 Jahren erreicht sein, um eines der Fahrzeuge benutzen zu dürfen. Außerdem fahren sie hier nicht schneller als 20 km/h.
In den USA sind die Roller etwas rasanter unterwegs: bis zu 40 km/h können sie erreichen. Dafür sind aber auch die Regeln zur Nutzung etwas strenger: Fahren darf man erst ab 18 Jahren und nur mit vorhandenem Führerschein. Zudem muss ein Helm getragen werden. Dies müssen die Fahrer*innen auch bevor es los geht in der App bestätigen.
Das Ganze ist natürlich nicht gratis: Jede Minute der Fahrt muss mit Kreditkarte bezahlt werden, außerdem kann es eine Grundgebühr geben, die von Anbieter zu Anbieter verschieden ist. Für längere Strecken kann also schon mal Einiges an Geld ausgegeben werden. Dennoch zugegeben, es macht schon Spaß auf den E-Scootern durch die Gegend zu cruisen.
Wie sieht die Nutzung der E-Scooter in Bremen aus?
Seit rund drei Wochen gibt es die elektrischen Roller nun auch in der Hansestadt. Doch im Gegensatz zu vielen anderen Großstädten ist in Bremen die Nutzung etwas strenger geregelt: mit den Scootern darf nicht in der kompletten Stadt herumgefahren werden. Es gibt bestimmte Zonen, in denen eine Nutzung ausgeschlossen ist. Dazu gehören vor allem Grünflächen und Parkanlagen, wie zum Beispiel der Bürgerpark oder der Rhododendron Park. Aber auch Teile der Innenstadt sind von dem Fahrverbot betroffen. Die Scooter dürfen außerdem nur auf Gehwegen, die breiter als 1,50 m sind abgestellt und es dürfen auch nicht mehr als vier Roller nebeneinander platziert werden. Bei einem Verstoß der Regeln kann dann auch das Ordnungsamt einschreiten. Durch diese Maßnahmen möchte Bremen die Probleme, die andere Großstädte mit den Rollern haben, vermeiden.
E-Scooter – Ein Spaß für alle?
Klar, macht es zunächst Spaß auf den Rollern hin und her zu düsen. Aber werden sie als Verkehrsmittel überhaupt ernst genommen? Fast die Hälfte der jungen Erwachsenen soll die Fortbewegungsmittel mindestens einmal die Woche nutzen. Allerdings ersetzen die Fahrten mit dem E-Scooter nur in den wenigsten Fällen eine Autofahrt, wodurch die umweltschützende Intention nicht gerade in Kraft tritt. Auch verbrauchen die Scooter auf den Kilometer gerechnet mehr CO2 als eine Fahrt mit dem öffentlichen Bus. Ein zusätzliches Problem der Roller ist, dass sie sich mittlerweile auch das Image des „Dickmachers“ angeeignet haben, da die Nutzer*innen ohne das Vorhandensein der Roller gelaufen, oder mit dem Fahrrad gefahren wären.
Aber das sind nicht die einzigen Schattenseiten der neuen Fortbewegungsmittel: Häufig passieren Unfälle oder die Roller werden lieblos in eine Ecke oder in Flüsse geschmissen, anstatt wie vorgegeben ordentlich geparkt. Auch für Sehbehinderte Personen stellen die Scooter ein Hindernis auf Bürgersteigen dar.
Durch den ganzen Vandalismus und die unachtsame Art, wie die Nutzer*innen die Roller verwenden, haben sie nur eine sehr kurze Lebensdauer: allerhöchstens ein Jahr. Zum Vergleich: In den USA soll beispielweise die Lebensdauer eines Rollers der Marke „Bird“ sogar nur 28,8 Tage betragen.
E-Scooter – nur ein kurzer Spaß
Die Lust, einen selbstfahrenden Roller einmal auszuprobieren ist wahrscheinlich bei fast jedem vorhanden. Und das ist auch nicht verwerflich, denn fast jeder probiert ja gerne Neues aus. Jedoch sollte Vorsicht geboten sein. Da es in den Großstädten nun mal oft sehr voll ist, kann es schnell zu Unfällen kommen. Zudem stellen die E-Scooter keine wirkliche Alternative zum Autofahren dar, da meistens Fußgänger auf diese zurückgreifen. Mit den Rollern befindet sich nur ein weiteres Verkehrsmittel auf den Straßen, was vor allem auch in Bremen ein Problem darstellt. Denn dort besteht der Straßenverkehr schon aus Straßenbahnen, Bussen, Autos, Fahrradfahren und Fußgängern.
Wem die Umwelt am Herzen liegt und wer außerdem etwas Gutes für seinen Körper tun möchte, sollte doch lieber auf das gute alte Fahrrad zurückgreifen.
Mascha Küker
Bild: KROSSE