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Der Roland – Die Freiheitsstatue des Nordens

16. Dezember 2019

Inmitten des bunten Trubels auf dem Marktplatz vor dem Rathaus verkörpert er seit gut 615 Jahren die Bremer Freiheit und Unabhängigkeit: Unser Roland. Mit freundlichem und sanftmütigem Ausdruck erblickt der junge Ritter aus 10 Metern Höhe seit dem Jahr 1404 das tagtägliche Marktgeschehen und wacht über die Stadt. Doch für wen ist sein stolzer Blick bestimmt?

Der Roland als Repräsentant der Marktrechte

Lange Zeit wurde die Ausrichtung des Rolands so interpretiert, als blicke er auf den St. Petri Dom, in dem damals der Erzbischof als kirchlicher Machtgeber saß. In dem Ringen um die Stadtfreiheit zog sich der Bischof in seiner kirchlichen Macht schließlich zurück. So wurde die Ausrichtung des Rolands als eine gegen den erzbischöflichen Stadtherrn gerichtete Machtgeste verstanden.

Heute ist man sich sicher, dass sein Blick rechts am Dom vorbei geht.Dorthin, wo sich in der mittelalterlichen Stadtmauer das östliche Stadttor befand, das heutige Ostertor. Mit seinem Blick begrüßte er die Händler, die einst von dort aus in die Innenstadt kamen.

Wer war Roland eigentlich?

Als Wahrzeichen Bremens ist der Roland für die Bremer noch bedeutungsvoller als die Stadtmusikanten und wird als Star auf dem Marktplatz jährlich von tausenden Touristen bestaunt. Da fragt sich (nicht nur) ein ehrfürchtiger Tourist an dieser Stelle: Wer war dieser Roland eigentlich?

Der Name der Statue geht auf den bretonischen Grafen Hruotland zurück, der als Heeresführer im 8. Jahrhundert im Gefolge von Karl dem Großen in einem Feldzug gegen die Mauren im heutigen Spanien gekämpft hat. Sein heldenhafter Märtyrertod wird von vielen Zeitgenossen und späteren Dichtern in Heldenliedern besungen, so auch im bekannten altfranzösischen Rolandslied, das ihn als Neffen des Karl des Großen ausgibt.

Alles begann mit einer Idee der bürgerlichen Freiheit in Bremen…

Der junge Ritter mit Lederwams, Kettenhemd, Brustpanzer, Schwert und Schild ist somit auch Repräsentant des Kaisers. Sein kaiserliches Wappen mit dem doppelköpfigen Reichsadler trägt den Spruch: „Freiheit verkündige ich euch, die Karl und mancher Fürst, fürwahr, dieser Stadt gegeben hat, dessen danket Gott, das ist mein Rat.“ Tatsächlich war es nicht der Kaiser, sondern vor allem die Bemühungen der Bremer, die zu Freiheit und Unabhängigkeit führte. Das Recht, ihre Statue mit dem kaiserlichen Wappen auszustatten, sollen die Bremer nämlich angeblich mithilfe von gefälschten Kaiserurkunden für sich beansprucht haben.

Der Roland und das zeitgleich errichtete Rathaus als Festung in seinem Rücken stehen damit für die politische Idee der bürgerlichen Selbstregierung, wie sie in Bremen mit dem Recht der Zollerhebung oder der Münzenprägung bereits ab 965 nach Christus praktiziert wurde.

Symbolischer Charakter: von der “Bremer Elle” bis zum “Bremer Knüppel”

Genauso wie das kaiserliche Wappen hat auch der 55 Zentimeter große Abstand zwischen den beiden Knien symbolische Bedeutung. Dieser beträgt das Maß einer Bremer Elle, einem mittelalterlichen Längenmaß für die Berechnung der Handelsgüter. So konnte etwa der Käufer von Textilien selbst nachmessen, ob der Händler ihn betrogen hatte oder nicht. Ein Brauch besagt, dass jemand, der dem Roland das Knie gerieben hat, nach Bremen zurückkehren wird. Die durch die Abnutzung dunkel geriebenen Knien des Roland verraten also: Zurück nach Bremen kommen, das wollen viele!

Zu den Füßen Rolands findet man den sogenannten „Bremer Krüppel“. Der Sage der Gräfin Emma von Lesum nach haben die Bremer dem Beinlosen den Namen der Bürgerweide zu verdanken. Die wohltätige Gräfin wollte den Bürgern im Jahr 1032 so viel Weideland schenken, wie ein Mann am Tag umgehen könnte. Ihr hinterlistiger Schwager, der sich um sein Erbe sorgte, wählte für diesen Ausmessungsmarsch den beinlosen Bettler aus. Mit Unterstützung der Gräfin gelang es ihm, das Gebiet der heutigen Bürgerweide zu umkriechen und Heldenhaftes für die Stadt Bremen zu vollbringen. Der Roland verdeutlicht: Die Stadt Bremen, die durch die Seefahrt und den Handel zu Wohlstand gekommen war, ermöglicht individuelle Freiheit und Unabhängigkeit. Ein Ort, an dem der Wert eines jeden Bürgers toleriert und geschätzt wird.

Mit dem Roland in eine Reise durch die Jahrhunderte…

Diese Botschaft der Freiheit und Unabhängigkeit erfüllt die Statue schon viele Jahrhunderte. Tatsächlich hat die Statue noch ältere Vorfahren. Die ältesten Rolandstatuen wurden in den 1340ern und 1350ern aufgestellt. Aber auch die heutige Rolandsstatue ist historisch durch Höhen und Tiefen gegangen.

Wäre es nach Napoleon gegangen, würde der Roland heute im Louvre stehen. Die Intention des französischen Kaisers war, alle Kulturgegenstände seines besetzten Gebietes nach Paris zu bringen. Zum Glück konnten die Bremer sich gegen den Verlust ihres Schutzheiligen wehren. Spätestens nach dem Tag der Befreiung Bremens von der französischen Herrschaft galt der Roland als Symbol der Freiheit. Der 5. November 1813 wird seitdem als „Tag der wiedererstandenenen Freiheit“ und als Geburtstag von Roland betrachtet, der nun ab 2008 wieder jährlich gefeiert wird. Den Zweiten Weltkrieg überstand der Roland dank guter Schutzmaßnahmen nahezu unbeschadet. Bei der letzten Renovierung 1989 entdeckte man im Inneren der Statue eine Kassette mit Nazipropaganda, die 1938 dort deponiert worden war. Mit der Entfernung wurde der Roland entnazifiziert.

Heute steht der Roland unter Denkmalschutz und wurde 2004 von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Freiheit und Unabhängigkeit- das sind Menschenrechte, nach denen nicht nur Bremer Bürger strebten. Der Roland ist Vorbild für viele weitere Nachbildungen in anderen nord- und ostdeutschen Städten sowie in Brasilien, Japan und den USA.

Roland international: Statuen in Brasilien, Japan und USA

So befindet sich eine 1,50 Meter große hölzerene Nachbildung des Bremer Rolands in der evangelisch-lutherischen Zionskirche im New Yorker Stadtteil Brooklyn. Als Teil einer Kanzel war der Roland 1980 ein Geschenk der Stadt Bremen an ehemalige Bürger, die in New York eine neue Heimat gefunden haben.

Die brasilianische Stadt Rolândia wurde 1932 von deutschen Auswandern nach dem Bremer Roland benannt. Bremer Kaufleute sorgten dann dafür, dass die Stadt auch eine Nachbildung ihres Vorbilds erhielt.

In dem japanischen Freizeitpark Obihiro auf Hokkaido, der Teil einer größeren deutschen Märchenstadt mit verschiedenen Nachbildungen deutscher Figuren ist, steht natürlich auch eine orginalgetreue Nachbildung des Bremer Rolands. Eine Miniatur des Rolands findet sich hingegen im Roland-Park in der Nähe der Stadthalle von Belgern in Sachsen.

Ob groß oder klein, krank, gesund, arm oder reich: Bis heute steht Bremen für eine freie Stadt, die Vielfalt schätzt, den Bürgern Freiheit zur individuellen Entfaltung gibt und darauf achtet, ihren eigenständigen Status auch nach außen zu tragen. Deswegen wird in Bremen gerne erzählt, dass die Stadt nur so lange frei und selbstständig ist, wie der Roland steht und über sie wacht.

Catharina Hövermann
Bild: KROSSE

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