Dieses Jahr fand der Freimarkt zum 984. Mal statt und ist als Bremer Tradition nicht mehr wegzudenken. Doch wie entstand der Freimarkt überhaupt? Welche Dinge haben sich im Laufe der Jahre verändert und was hat das Wort „frei“ im Namen eigentlich zu bedeuten?
Seit dem 18. Oktober tummelten sich zahlreiche Menschen auf der Bürgerweide in Bremen. Die Musik der Fahrgeschäfte und der Geruch von Schmalzgebäck konnten schon von weitem in der Umgebung vernommen werden. Nun ist es schon wieder vorbei mit “Ischa Freimaak”, was so viel wie “Es ist ja Freimarkt” bedeutet. Die fünfte Jahreszeit, wie der Bremer Volksmund sagt, lockt jährlich mehr als vier Millionen Besucher an und ist eines der größten Volksfeste Deutschlands. Bis zum 3. November sorgten wieder mehr als 300 Schausteller auf einer Fläche von ca. 100.000 Quadratmetern für gute Stimmung bei Jung und Alt. Ob man Karussell fahren, einfach nur spazieren gehen oder schlemmen wollte: auf dem Bremer Freimarkt wurde einem Vieles geboten. Das war zu seinen Anfängen noch anders, wie ein Blick in die Geschichtsbücher zeigt.
Die Ursprünge des Freimarkts
Bereits 888 wurde Bremen das Münz-, Markt- und Zollrecht verliehen. Eine Urkunde aus dem Jahre 1025 bestätigt, dass Bremen damals das Recht besaß, einen Markt abzuhalten. Anfangs war aber noch kein bestimmter Zeitraum für den Waren- und Bauernmarkt vorgesehen, erst ab 1035 gab es ein festes Datum für den Vorläufer des heutigen Freimarkts, und zwar den 16. Oktober. Von diesem Zeitpunkt an durften Krämer, Bauern und Wandersleute ihre Waren verkaufen. Zweimal im Jahr fand dafür ein Markt statt. Einmal im Frühjahr, in der Woche vor Pfingsten, und einmal im Herbst. Doch war damals noch nicht die Bürgerweide der Ort des Geschehens, sondern der Kirchhof „Unser Lieben Frauen“ im Zentrum der Stadt. Der Freimarkt schuf eine neue wirtschaftliche Unabhängigkeit, da die Händler, frei von jeglichen Zünften, ihre Waren verkaufen durften. Denn bei den wöchentlichen Märkten in Bremen hatten einheimische Händler und Gilden ein Monopol, doch während des Freimarkt waren jegliche Markbeschränkungen ausgesetzt: Der Name Freimarkt war geboren!
Vom Warenmarkt zum Jahrmarkt
Fast 800 Jahre war der Bremer Freimarkt überwiegend ein Warenmarkt, auf dem Händler aus verschiedensten Regionen, ihre Waren verkauften. Im Vordergrund stand dabei insbesondere die Ernte der Bauern, aber auch Schmuck und andere Gegenstände konnten erworben werden. Der Freimarkt war nicht nur ein Ort des Handels, sondern auch ein Ort, um sich über Geschehenes außerhalb der Bremer Stadtmauern auszutauschen. Der Freimarkt entwickelte sich immer weiter und im Laufe der Zeit kamen immer mehr Attraktionen dazu: Im 17. Jahrhundert wurden Tiere ausgestellt und vorgeführt, etwa dressierte Bären oder Löwen. Doch nicht nur Tiere wurden zur Schau gestellt, sondern auch außergewöhnliche Menschen: 1799 war eine kleinwüchsige Frau, auch die „kleine Mademoiselle“ genannt, auf dem Freimarkt zu sehen. Und im Jahre 1923 konnte man den ganzkörperbehaarten Löwenmenschen Lionel sehen, obwohl das allgemeine Interesse an „kuriosen“ Menschen mit der Zeit abgenommen hatte. Mit der Entwicklung der Elektrizität gab es ab dem 19. Jahrhundert dann vermehrt Karussells und bereits 1881 kam das Schiffskarussell als Attraktion auf den Bremer Freimarkt.
Immer größer, immer beliebter
Bis 1875 fiel während der gesamten Freimarktszeit der Nachmittagsunterricht an allen Schulen aus und der Freimarkt gewann bei der Jugend mehr und mehr an Beliebtheit. Doch nicht nur die Beliebtheit des Marktes wuchs, sondern auch seine Ausmaße, denn neben den Attraktionen gab es auch immer mehr kulinarische Angebote: 1906 wurde die erste Bratwurst von dem Bremer Schlachtermeister Wilhelm Könecke auf dem Freimarkt verkauft. Mehr und mehr Fahrgeschäfte kamen dazu und auch die kulinarische Vielfalt erweiterte sich, weswegen mehr Platz für den Bremer Freimarkt gefunden werden musste: Die Neustadt war ein geeigneter Ort und bis 1933 fand der Freimarkt ausschließlich beim Hohentor statt. Ein Jahr später verlagerte der Freimarkt dann seinen Platz auf die Bürgerweide, wo sich auch dieses Jahr wieder tausende Besucher vergnügten – und sich wohl auch noch viele weitere Jahre vergnügen werden. Denn auch nächstes Jahr wird es wieder heißen: “Ischa Freimaak”.
von Alicia Beem & Annika Redmer
Bildquelle: 305x (T. Schulz), Freimarkt Bremen, 2011-(01), CC BY 2.0