Spätestens nach dem glorreichen Europameistertitel der Deutschen vor drei Jahren ist Handball in Deutschland keine Nieschensportart mehr und die so genannten Bad Boys landesweit bekannt. Nun steht der nächste große Wettbewerb an, bei dem unsere Jungs aussichtsreiche Chancen auf die dritte Goldmedaille bei einer EM haben.
Vieles neu bei der 14. Handball EM
Erstmals ausgetragen wurde die European Handball Championship 1994 in Portugal, Sieger wurden damals die Schweden. Nächstes Jahr findet die Meisterschaft also zum 14. Mal statt. Einige Zeit ist seitdem vergangen und nicht nur die Länge der Hosen und die Menge an Gesichtsbehaarung der Spieler hat sich seitdem verändert. Erstmalig dürfen am Turnier insgesamt 24 anstatt nur 16 Mannschaften teilnehmen. Laut Europäischer Handballföderation (EHF) sollen so mehr Nationen die Möglichkeit haben mitzumachen und damit der Handball als Sport europaweit attraktiver werden.
Außerdem sind zum ersten Mal in der Geschichte gleich drei Länder Austragungsort der EM, nämlich Österreich, Schweden und Norwegen. Zunächst bewarben sie sich eigenständig, schlossen sich dann aber aus organisatorischen Gründen zusammen.
Neue Herausforderung für Trainer Prokop und sein Team
Vorrundenstart ist zwar erst am 09. Januar 2020 in Graz, die Qualifikationsspiele begannen allerdings schon in der Saison 2018/2019. Nach dem für die deutsche Nationalmannschaft ernüchternden neunten Platz bei der EM 2018 und dem undankbaren vierten Platz bei der WM dieses Jahr im eigenen Land, hatte Trainer Christian Prokop nun erneut die Chance, sich und seine Mannschaft unter Beweis zu stellen.
Die ersten zwei Gruppenspiele gegen Israel und Kosovo, die beide bereits im Oktober 2018 stattfanden, gewann Deutschland souverän. Nun standen die Deutschen allerdings mit den beiden Spielen gegen die starke polnische Mannschaft der ausschlaggebenden Herausforderung gegenüber. Das Hinspiel Mitte April konnte Deutschland selbstbewusst mit 18:26 für sich entscheiden. Im Rückspiel ging es nun um alles. Mit einem Remis könnte Deutschland bereits vor den zwei noch fehlenden Rückspielen gegen Israel und Kosovo die Teilnahme an der EM fix machen. Doch die Polen waren nun augenscheinlich besser als im Hinspiel auf die Abwehr der Deutschen eingestellt. Mit einem 16:16 ging es für beide Mannschaften zur Halbzeit in die Kabine. Schnell erkannte Prokop, dass es diesmal kein Selbstläufer wie noch bei der ersten Begegnung wird. Aber auch dieser Aufgabe stellte sich das Team, trat in der zweiten Halbzeit deutlich besser auf, konnte sich absetzen und ließ die Polen nie auf mehr als zwei Treffer herankommen. Mit einem relativ knappen, aber letztlich verdienten 29:24 bezwang die deutsche Mannschaft die Polen am Ende und löste somit als fester Gruppenerster ihr Ticket für die kommende Europameisterschaft.
Kommende Spiele bieten Zeit zum Experimentieren
Trainer Prokop zeigte sich sichtlich erfreut über den Sieg seines Team und sah es auch als Chance für die zwei noch ausstehenden Spiele: „(…)Wir haben bis zum Schluss gekämpft, haben nicht aufgegeben und haben nun Planungssicherheit für die nächsten Monate. In den letzten beiden Qualispielen wird es Veränderungen geben, das Ausmaß müssen wir noch sehen.“ Nach dem bereits sicheren Gruppensieg hat die Mannschaft nun die Möglichkeit, in den letzten Partien zu experimentieren und auch den neuen jungen Spielern die Chance zu geben sich unter Beweis zu stellen.
Die Rückspiele gegen Israel und Kosovo finden dann am 12. und 16. Juni statt. Viel Zeit zum Durchatmen bleibt jedoch nicht, da die Spieler in der Zwischenzeit in ihren jeweiligen Ligen weiter um Punkte kämpfen müssen.
von Henrike Barg
Bildquelle: Walter Mier (Frau N. Zimmer), Handball Germany Nationalteam 2018 18082, CC BY-SA 4.0