Am ersten Advent hat in diesem Jahr der erste vegane Weihnachtsmarkt in Bremen seine Türen geöffnet und für einen Tag vegane Aussteller aus ganz Deutschland zusammengetrommelt. Krosse hat den Weihnachtsmarkt der etwas anderen Art getestet.
Klein aber fein
Weihnachtsplätzchen ohne Ei? Und was ist mit Glühwein – ist der eigentlich vegan?! Zunächst wussten wir nicht wirklich, was uns auf einem veganen Weihnachtsmarkt erwarten würde. Doch als Vegetarier wollten wir das unbedingt mal austesten. Also haben wir uns am ersten Adventssonntag auf in die Überseestadt ins BLG-Forum gemacht. Unser erster Gedanke: Juhu, der Weihnachtsmarkt ist überdacht! Bei den ungemütlichen Temperaturen draußen also schon einmal der erste Pluspunkt.
Der Eintritt kostete zwar 4€, doch das fanden wir vollkommen gerechtfertigt. Immerhin wurde der Weihnachtsmarkt ehrenamtlich von der VegBremen e.V. organisiert und neben den Ständen gab es den Tag über einige Workshops, Live-Musik sowie ein Programm für die Kleinen. Zuerst kam uns das Angebot an Ausstellern etwas wenig vor. Doch da an vielen Ständen kostenlos probiert werden durfte, haben wir am Ende doch viel Zeit in der Halle verbracht. So konnten wir immerhin jeden Stand für sich anschauen und sind nicht blind durch die Halle gehetzt.
Veganer Döner – schmeckt das?
Crêpes, Glühwein, Waffeln, Bratwurst – auf den ersten Blick sieht das doch nach einem ganz normalen Weihnachtsmarkt mit dem typischen Schlemm-Angebot aus. Aber natürlich waren unter den rund 40 Ausstellern im BLG Forum auch viele außergewöhnliche Stände, die man auf dem herkömmlichen Weihnachtsmarkt eher nicht findet. So wurden unter anderem Fairtrade-Kleidung, vegane Schuhe und Taschen, Bücher rund um den veganen Lebensstil oder auch Upcycling-Weihnachtsdeko wie zum Beispiel Palettenweihnachtsbäume präsentiert.
Doch vor allem die Essens-Auswahl hat uns überzeugt. Die vielen Raw Cakes, Bliss Balls und sonstigen veganen Backwaren hätten das Herz eines jeden Instagram-Foodies höher schlagen lassen. Außerdem wurden viele interessante vegane Ersatz-Produkte zum Probieren angeboten. Käse aus Cashew-Nüssen von Happy Cheeze, veganer Honig in Weihnachtsedition von Vegablum oder vegane Räucher-Wurst von Vegafarm – von “gewöhnunsbedürftig” bis “leckerer als das Original” war alles vertreten.
Besonders neugierig hat uns das vegane Fastfood gemacht: Burger, Döner und Curryvurst. Da die „Vurst“ scheinbar sehr beliebt und somit leider schon ausverkauft war, haben wir uns für einen Kebab mit veganem Dönerfleisch und Süßkartoffelpommes entschieden. Das „Fleisch“ hat geschmeckt, doch vor allem die Soßen haben uns begeistert: Sowohl das vegane Tsatsiki auf dem Döner, als auch die vegane Mayo zu den Pommes schmeckten super authentisch und total lecker!
Etwas Kritik zwischen all dem Lob
Uns hat das vegane Essensangebot auf jeden Fall dazu inspiriert, mal einen veganen Tag oder sogar eine vegane Woche einzuschieben. Auch wenn wir schon ziemlich auf unsere Ernährung achten und nicht mit verschlossenen Augen durch die Welt gehen, war dieser Weihnachtsmarkt dennoch ein Ansporn, auch nochmal die vegane Lebensweise auszutesten.
Einen kleinen Kritikpunkt haben wir diesbezüglich aber dennoch. Ein paar der Stände wirkten intolerant gegenüber anderen Lebensstilen. Teilweise waren sie mit Stickern vollbeklebt, welche Fleischesser für ihre Ernährung verurteilen. Unserer Meinung nach ist es jedoch der bessere Weg, andere durch Fakten und Vorteile vom Veganismus zu überzeugen, als sie für das Fleischessen zu kritisieren. Kein Fleischesser ändert durch einen veganen Moralapostel plötzlich seine Meinung. Die vielen Stände zum Probieren waren da auf jeden Fall ein sehr guter Anfang. Hierüber lässt sich aber bekanntlich streiten – kaum ein Thema entfacht so oft Diskussionen wie die Ernährung mit oder ohne Fleisch.
Unser Fazit
Weihnachtsmarkt mal anders! Auf den meisten Märkten reihen sich jedes Jahr die immer gleichen Stände aneinander und spätestens nach 20 Metern wiederholt sich das Angebot. In dieser Hinsicht war der vegane Weihnachtsmarkt also eine willkommene Abwechslung. Besonders angetan hat es uns das leckere Essensangebot und wir haben ein paar tolle Weihnachtsgeschenke ergattern können, die man definitiv auch nicht-veganen Freunden & Verwandten schenken kann. Ob ein eingefleischter Bratwurst-Liebhaber von dieser veganen Weihnachtsmarkt-Alternative genauso begeistert gewesen wäre wie wir, können wir natürlich nicht sagen. Doch für uns darf es nächstes Jahr gerne wieder (und auch gerne länger) einen veganen Markt in Bremen geben.
Wer sich jetzt ärgert, dass er den veganen Weihnachtsmarkt verpasst hat, sollte mal beim Findorffer Winterdorf vorbeischauen. Der Weihnachtsmarkt vor dem Schlachthof ist immerhin zu 34,8% vegan. An jedem Stand werden dort auch leckere vegane Alternativen und viele Fairtrade-Produkte angeboten.
Louisa Charles & Maike Gehling
Foto u. Copyright: VegBremen e.V., Martina Johanna Janssen