Bis zu 3 Tonnen Müll pro Tag werden deutschlandweit allein durch Einwegbecher verursacht.
Wer an der Uni Bremen seinen Kaffee im To go – Becher trinken möchte, muss seit einigen Wochen 20 Cent mehr bezahlen. Damit geht die Uni einen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit. Ein wichtiger Schritt, für den es allerhöchste Zeit war, findet unsere Redakteurin.
Selbstverständliche Müllquelle To-go
320.000 To go Becher pro Stunde wandern in Deutschland vom Geschäft zum Käufer und wenig später in die nächste Mülltonne. (Quelle: Deutsche Umwelthilfe)
Coffee to go ist längst nicht mehr nur fester Bestandteil im Stadtbild der hippen Großstadt, auch auf dem Campus wird der „Kaffee zwischendurch“ am liebsten aus den Pappbechern vom Kiosk getrunken. Etwa 70 Prozent der deutschen Kaffeetrinker greifen regelmäßig oder zumindest gelegentlich zum Pappbecher. Der Kaffeebecher auf die Hand ist damit zu einer bequemen Selbstverständlichkeit und – zu einer unterschätzten Bedrohung für die Umwelt geworden. Dabei ist gerade diese Müllquelle einfach zu reduzieren und wäre langzeitlich gesehen sogar komplett vermeidbar!
Das Recycling-Problem
Über Herkunft und über das, was aus den Bechern wird, nachdem der Kaffee ausgetrunken ist, wird nicht nur wenig nachgedacht, sondern auch bisher zu wenig informiert.
Die Papierfasern, aus denen die Pappbecher hergestellt werden, sind zum Großteil Neumaterialien. Für jeden neuen Becher werden also neue Bäume gefällt. Jetzt gibt es natürlich auch solche Becher, die groß mit „Recycling-Becher“ beworben werden. Leider ist aber der Anteil der recycelten Materialien verhältnismäßig gering. Hinzu kommen die CO2 Emissionen, die anfallen, um Plastikdeckel und Beschichtung aus Rohöl herzustellen.
Automatenbecher bestehen meistens komplett aus Plastik (Polystyrol), sind ressourcenintensiv und haben aufgrund von Qualitätsverlusten während des Recyclingprozesses keine Zukunft als neuer Becher.
Eigentlich weiß man ja auch, dass die Erde ein Plastikmüllproblem hat.
Hört sich alles ziemlich ernüchternd an. Und eigentlich weiß man ja auch, dass die Erde ein Plastikmüllproblem hat und, dass man die Umwelt retten und Emissionen vermeiden sollte. Aber für das Käffchen zwischendurch schlägt – wie so oft – schließlich doch die Bequemlichkeit den Zweifel. Und das im Übrigen nicht nur bei Pappbechern. Auch Plastiktüten, Plastikbesteck, Plastik-Salatbehälter und Co. sind nach wie vor bequemer Bestandteil unseres Alltags, der sein Ende leider oft nicht einmal in der gelben Tonne findet, sondern weltweit für größere Probleme sorgt.
To go geht trotzdem – aber anders!
Seit 2016 kosten Plastiktüten in vielen deutschen Geschäften Geld. Der Betrag variiert, aber nach und nach führen immer mehr Geschäfte die Kostenpflicht ein.
Das Konzept zur Selbstverpflichtung des Einzelhandels und mögliche Einweg-Steuern sind ein Lösungsansatz. Sie sind Barrieren, die zum Nachdenken anregen sollen. Und sie zeigen Erfolge – trotz bisher fehlender gesetzlicher Einführung des Verbots. Im Vergleich zum Vorjahr sank der Verbrauch von Plastiktüten um etwa ein Drittel, schreibt die Süddeutsche Zeitung.
Aber Bequemlichkeit braucht nicht nur Hindernisse, sondern auch Alternativen.
In der Uni-Cafeteria kann man jetzt auch Mehrweg-Becher erwerben. Wer keine klassischen Thermosbecher mit sich herumtragen will, findet online und in vielen Läden hippe Bambusbecher, die der Pappversion optisch nah kommen. Freiburg hat ein Pfandsystem entwickelt.
Und wer es ganz innovativ mag, kann sich vielleicht in Zukunft sogar an der organischen Plastikalternative Agar-Agar versuchen.
Einen Euro Pfand zahlen Kaffeetrinker auf den Becher, den sie in allen Läden abgeben können, die mitmachen. Dort wird er in der Maschine gespült.
– Badische Zeitung über den “Freiburg-Cup”
Es ist erleichternd, von der Einführung des nicht-mehr-kostenlosen Pappbechers zu hören. Es tut gut zu lesen, dass Frankreich bis 2020 Plastikgeschirr abschaffen möchte und, seit 2016, an der Kasse von H&M und Co. gefragt zu werden ob man wirklich 15 Cent für eine Tüte zahlen möchte, oder das Oberteil doch noch so verstauen kann.
Im Einzelhandel selbst lässt sich außerdem eine zunehmende Offenheit gegenüber To-go Alternativen beobachten. Viele Läden begrüßen den Trend zur mitgebrachten, nachhaltigen Verpackung und machen damit einen wichtigen Schritt in Richtung Nachhaltigkeit to go.
Von Birte Hirsch