Ein starker, beißender Geschmack. Ein Geschmack wie ein klarer Schnaps, den man bloß noch länger aushalten muss, da man ihn nicht in einem Zug runterspült. Krosse-Redakteurin Luise wagt sich seit einiger Zeit immer weiter ins Feld der schottischen Gerste und ist schnell zum Whisky-Fan geworden. Sie teilt ihre bisherigen Erfahrungen mit euch und hat noch einige Tipps für den einfachen Start in die wunderbare Whisky-Welt.
Bei meinem ersten Whisky kam ich mir furchtbar cool vor. Ich wohnte seit einiger Zeit in meiner ersten eigenen Wohnung in Hannover und traf mich am Abend mit ein paar Freunden. Einer von ihnen war Johannes, ein bekennender Whisky-Fan. Er erzählte bereits nach einer Runde Bier schwärmerisch vom schottischen Gold. Irgendwann wurde ich neugierig und als Johannes mich dann fragte, ob ich denn vielleicht ein Glas Whisky probieren würde, konnte ich gar nicht Nein sagen. In meiner Vorstellung saß ich da, in einem schicken Anzug. Das Whiskyglas voll Eis gekonnt schwenkend in einem großen Ohrensessel, der Raum voller Zigarrenqualm.
Kommen wir nun zum tatsächlichen ersten Schluck. Der Whisky war furchtbar scharf und brannte mir fast meine Nase weg. Er schmeckte wie eine Zigarette, nur 100% konzentrierter. Ich musste husten, mir traten die Tränen in die Augen. Aber um nicht gleich in Ungnade bei meinen neuen Freunden zu fallen, schluckte ich einfach dreimal und versuchte mein Gesicht zu einem Lächeln zu zwingen. Ich trank das ganze Glas mit viel Eis aus und meine Odyssee mit dem Whisky begann.
Meine Nase brennt weg
Nach dem ersten Schreck lief es auch immer besser zwischen mir und Whisky. Ich probierte in diversen Bars mildere Sorten und trank in Irland dann schon auch mal gern zwei hintereinander. Es war zwar nicht Schottland, aber immerhin nah dran.
Meinen Whisky-Höhepunkt erlebte ich dann Anfang des Jahres 2017, als mich der gleiche Freund, der mich auch zum ersten Schluck gebracht hatte, mitnahm auf ein Whisky-Seminar bei Hannover-Whisky . Ich freute mich tierisch. Es sollte ein Seminar zum Kennenlernen werden. Das hieß für mich, weitgehend mildere Sorten, vielleicht ein, zwei stärkere dabei. Es kam ganz anders.
Zum einen waren wir viel zu spät und außer Atem, als wir ankamen, und dann kam das Beste. Zitat Johannes: „Der Termin war doch heute, oder? Das wäre ja blöd, zu spät und dann noch im falschen Seminar. Hahaha.“ Und, wie hätte es auch anders laufen können: Wir waren zu spät und im falschen Seminar. Trotzdem wurden wir unter Lachen und Kommentaren a la „Mensch, wenn du dein Wasser genauso ext wie deinen Whisky, wird das ja ein lustiger Abend, was?“ an einen extra Tisch gebeten und es konnte losgehen.
Whisky – torfig und rauchig
Aber statt meiner Traum-Vorstellung von einem Abend mit milden und wohlig warm schmeckenden Whisky-Sorten zum Kennenlernen war der Titel des Seminars: „Whisky – von torfig bis rauchig.“ Dazu muss man wissen, dass „torfig und rauchig“ im Whiskybereich genauso schmecken, wie sie sich anhören. Für ein Kind der milden Gemüter wie mich war das quasi so, wie wenn man von jetzt auf gleich von einem Doppelt-Karamell-Macchiato mit einem extra Schuss Milch direkt auf einen Doppelten Espresso umsteigt. Ohne Zucker. Aber dann war der Abend doch sehr erfolgreich. Man wurde langsam an den Whisky mit stärkerem Geschmack herangeführt, sodass der erste Whisky des Abends, als man seine Favoriten noch einmal probieren durfte, plötzlich nach abgestandenem Wasser mit Zitrone schmeckte. Durch einen Abend wurde ich Fan von rauchigen Whiskys.
In Bremen angekommen, suchte ich selbstverständlich nach einem passenden Whiskyladen und stieß, nach kurzer Recherche, sofort auf den Laden im Viertel „Whisk(e)y and More“. Der Besitzer Ingo Kirchhoff war sofort zu einem kurzen Interview bereit.
KROSSE: Wie lange gibt es das Geschäft schon?
Kirchhoff: Das Geschäft existiert inzwischen über 18 Jahre. Es gibt drei verschiedene Geschäfte in Bremen, Spaden und Bremerhaven.
KROSSE: Warum sind Sie Whiskyverkäufer geworden?
Kirchhoff: Das Thema hat mich schon immer interessiert. Nach Rundfahrten in Schottland und Irland interessierte ich mich immer stärker für das ganze Umfeld. Das kann man gar nicht vermeiden. Dann nimmt man den Whisky über das ganze Umfeld automatisch auf.
KROSSE: Was halten Sie von Mainstream Marken wie Jack Daniels und Co. bzw. Mischgetränken?
Kirchhoff: Kann man machen. Kann man auch mit Kamillentee trinken. Es wird dann halt zum Cocktail. Und das ist ein ganz anderes Getränk. Das widerspricht sich natürlich nicht. Man kann auch gern den Whisky als Cocktail trinken und da kann man natürlich auch die günstigeren nehmen. Aber ein eigentlicher Whiskytrinker genießt die verschiedenen Geschmacksrichtungen und Geschmacksentfaltungen eines edleren Malt Whiskys. Da muss man nichts dazumischen. Die haben ihren eigenen Geschmack.
KROSSE: Welche verschiedenen Sorten von Whisky gibt es?
Kirchhoff: Es gibt verschiedene Sorten, blended Whisky, Malt, Grain. Dann unterscheidet man auch zwischen amerikanischen und schottischen Whiskys. Das Thema ist sehr umfangreich, da müssten wir hier schon länger stehen. Ich weiß ja nicht, wie viel Zeit Sie haben. Also was ich Ihnen jetzt sagen kann, der Schwerpunkt liegt klar beim Malt Whisky. Ein Kriterium hierfür ist, dass der Whisky aus 100% gemälzter Gerste besteht und im „pot still Verfahren“ hergestellt wird. Von dem Malt Whisky gehen alle anderen als Folgeprodukte heraus.
KROSSE: Was muss man beim Whiskytrinken beachten? Es gibt ja verschiedene Ansichten, ob mit Eis oder ohne Eis? Welche Temperatur ist die geeignetste?
Kirchhoff: Eis absolut nicht. Nein, nur wenn man absolut nichts schmecken möchte ist das eine geeignete Methode. Bei Wasser ist das schon was anderes. Die Schotten sagen „Never drink a Whisky without water.“ Es öffnet die Aromen, natürlich wird auch der Alkoholgehalt runtergesetzt, aber es öffnet vor allem die Aromen. So kann man den Geruch des Whiskys auch viel besser wahrnehmen, da ein Teil der Aromen über die Nase aufgenommen wird. Der Geschmack kann sich viel besser entfalten.
KROSSE: Gibt es Neuerungen beim Thema Whisky? Wird es beliebter? Sind die Interessenten jünger?
Kirchhoff: Der Malt Whisky geht auf einem höherem Niveau durch alle Altersgruppen, aber das ist schon seit einigen Jahren gleichbleibend. Das Publikum ist doch sehr gemischt. Damen kommen auch öfter mit. Man muss bedenken, viele Whiskys sind teurer. Die Nachfrage an Whisky steigt aber laufend. Der Weltwhiskymarkt befindet sich momentan in China. Das Problem ist, dass ein Whisky mindestens 18 Jahre gebraut werden muss, um gut zu sein. Also wird es langsam knapp mit dem Nachschub. Wenn eine Fuhre aufgebraucht ist, wird es schwer an Nachschub ranzukommen.
KROSSE: Was würden Sie einem Anfänger in Sachen Whisky raten?
Kirchhoff: Am besten startet man nicht mit dem teuersten, weil dann die Erwartungen viel zu hoch gesetzt sind. Ansonsten ist der Rest egal. Man kann auch mit rauchigem Whisky starten. Aber ich empfehle mit einem milden, nicht rauchigen zu starten. Dann am besten im günstigen Bereich. Es gibt natürlich auch gute Whiskys im günstigen Bereich bis 50€. Da bekommt man dann am Anfang gleich die meiste Vielfalt mit. Bei den rauchigen Whiskys ist es so, entweder sie haben viele Fans oder gar keine. Zum Starten würde ich von ihnen abraten, es sei denn man tastet sich in einem Tasting langsam ran.
Laut Herrn Kirchhoff habe ich also fast alles richtig gemacht beim Whiskytrinken. Deshalb habe ich jetzt noch ein paar Tipps herausgeschrieben, bevor ihr meine Einstiegsfehler wiederholt.
2. Kein Eis! Den Whisky aber ruhig mit einem Schuss Wasser strecken.
3. Bevor ihr einen Schluck nehmt, riecht erst an dem Whisky, um die verschiedenen Aromen zu erraten (es können die unglaublichsten Nuancen herausstechen – mein Lieblings-Whisky aus dem Tasting riecht z.B. nach tropischen Früchten und sehr „komplex“).
4. Nicht direkt zum teuersten Whisky greifen- es gibt auch leckere für kleine Geldbeutel.
5. Wenn ihr schon am Whisky riecht, dann könnt ihr auch gleich schlürfen! Durch das Einziehen von Luft durch Nase und Mund, während ihr den Whisky im Mund behaltet, entfalten sich noch einmal mehr Aromen. Der Geräuschpegel ist nicht für jeden etwas, aber man kann es ausprobieren.
6. Der Whisky ist und bleibt Genuss-Alkohol – also Finger weg vom Exen.
Ingo Kirchhoff bietet in seinem Laden verschiedene Seminare zum Grundlagenerlernen und Spezial-Tastings für „Mehrfachtäter“ an, damit es nicht zu langweilig wird. Nähere Informationen findet ihr unter whiskey-and-more.
Luise Karchowa
Fotos: Luise Karchowa