Air Max, Jordans, Vans – jeder von uns hat mindestens ein Paar Sneaker im Schuhschrank. Es ist kein Geheimnis, dass sie mittlerweile das absolute Mainstream-Produkt geworden sind. Aber könnt ihr euch vorstellen, für einen Schuh nächtelang vor dem Laden zu campen oder die Arbeit zu schwänzen, um den Online-Release nicht zu verpassen? Der Hype um Sneaker wird immer größer, Limited Editions sind hunderte Euros wert und somit eine echte Geldanlage. Und wenn der Schuh in keinem der ausgewählten Stores oder online erhältlich ist, wird er auf ebay.de oder auf klekt.in von sogenannten Resellern (Weiterverkäufern) für doppelt so viel Geld verkauft und natürlich von Sneakerheads zahlreich ersteigert.
Auch der 23-jährige Veranstaltungskaufmann Ove sammelt nun seit einigen Jahren Sneaker und war lange Zeit einer der Admins der erfolgreichen Instagramseite “@Sneakerfortune” (ehemals “@womft”). Auf dieser Seite werden regelmäßig seine und die coolen Schuhe anderer Liebhaber gepostet. Um in die Welt der Schuh- und Sneakerverrückten einzutauchen, haben wir Ove getroffen und ihm ein paar Fragen gestellt.
1. Wann hast du begonnen Schuhe zu sammeln und wie viele hast du mittlerweile?
Ich weiß gar nicht, wann ich „richtig“ begonnen habe Sneaker zu sammeln. Ich hatte schon immer ein Faible für Sneaker – als andere Geld in die neusten Playstation-Games gesteckt haben, habe ich mir ein paar Nikes geholt, die dann beim BMX fahren oder Skaten bis zum Ende gerockt wurden. Mit Abschluss der Ausbildung wurde auch die finanzielle Lage besser und somit gab es auch mehr Sneaker. Im Moment stehen rund 40 Paar im Regal, aber die kommen und gehen.
2. Wie bist du dazu gekommen?
Ich glaube, das liegt hauptsächlich an meinem Musikgeschmack. Damals wie heute höre ich viel Rap/ Hip Hop, in dem der Konsum fast durchgängig thematisiert wird. Ich hatte mit 11 ein Poster von Eminem in den Jordan 3 Retro und ich wollte sie unbedingt haben. Oder noch besser war damals Bushido – in einem Interview 2007 hat er seine Air Max 2003 angesprochen. Daraufhin habe ich sie bei einem Berlin Trip in jedem Laden gesucht (Jetzt rund 10 Jahre später habe ich 2 Paar aus Spaß bei Ebay ersteigert).
3. Gibt es im Sneaker-Game sowas wie Vorbilder?
Ich weiß nicht, ob es in der heutigen Szene Vorbilder gibt. Ronnie Fieg, Kanye West, Tinker Hatfield oder auch Michael Jordan sind bedeutende Menschen der Szene. Aber ich glaube als „Vorbild“ kann man aktuell nur jemanden sehen, der über seinem eigenen Level in Sachen Sneaker ist und da gibt es viele.
4. Trägst du alle deine Schuhe oder bist du jemand, der sie später nagelneu und für viel Geld im Resell verkauft?
Das Sneakergame hat zwei Seiten: Je größer der Hype, desto schwerer ist es an einen Schuh zu kommen – wenn du ihn aber hast, kannst du damit halt auch Geld machen. Ich selbst trage meine Schuhe, außer sie gefallen mir am Fuß doch nicht oder sind zu klein. Dann muss man schauen. Will man den gleichen Schuh, dann muss man ihn für einen hohen Preis verkaufen, damit man sich eine andere Größe auf dem Markt leisten kann. Ich persönlich halte aber nichts von generellen Resellern, da der Markt und die Preise damit total kaputt gemacht werden.
5. Welcher ist dein Lieblingssneaker, verbindet dich mit ihm eine besondere Geschichte?
Das ist schwierig – einen richtigen Lieblingssneaker habe ich gar nicht. Aktuell trage ich sehr gerne meine Adidas Ultra Boost’s und wenn es das Wetter zulässt die Adidas Yeezy v2 Cream. Bei denen war übrigens der Sneaker-Gott auf meiner Seite. Ich habe es wirklich bei jedem Adidas Yeezy Release versucht und nie einen der Schuhe bekommen, während andere gleich zwei Paar ergattern konnten. Mir war das egal, aber ich habe immer gesagt: Sobald ein weißer Yeezy rauskommt, muss ich ihn haben! Naja, nun kam der Tag und ich lag in meinem Bett und dachte mir, heute versuchst du es noch mal. Ich habe also meinen MacBook aufgeklappt, bin auf die Adidas Seite gegangen und bin dieses mal ohne Warteschleife durchgekommen und konnte meine Größe aussuchen. Karma!
6. Wie weit würdest du für einen Sneaker gehen, auch finanziell?
Wenn ich einen Schuh unbedingt haben will, ist mir der Preis (relativ) egal. Ein Yeezy kostet z.B. direkt bei Adidas 220€ und anschließend 500€ oder mehr im Resell. Man kann sagen, mit den Preisen steigt auch die Hemmschwelle. Vor ein paar Jahren hätte ich gesagt, dass 139€ für einen Air Max 1 das höchste der Gefühle ist. Jetzt sind es aber auch schnell mal 180€ (Ultra Boost) oder 220€ (YZY). Natürlich freut man sich auch über jeden Deal, den man eingehen kann, um die Sneaker günstiger zu bekommen.
7. Wo informierst du dich über Releases? Hast du Tipps für die Leser?
Es gibt aktuell eine Flut an Sneaker Blogs oder Gruppen auf Facebook zum Informieren oder für den An-/Verkauf. Ein guter Freund betreibt den schuh-spannerBlog und ist dort immer ganz fix mit den Informationen. Ansonsten schaue ich gerne beim DeadStock Blog vorbei. Einfach ein bisschen stöbern ist mein Tipp – ansonsten auf die Seiten der Stores gehen, dort gibt es meistens auch eine Release Kategorie.
8. Hast du schon einen Schuh in Aussicht, den du dir demnächst kaufen möchtest?
Erstmal ist mein Soll glaube ich gedeckt! Es kommt fast jede Woche ein Schuh raus, den man haben will, aber dann müsste ich den Rest meiner Zeit von Ravioli aus der Dose leben (lacht). Ich hatte leider kein Glück bei dem Nike Air Max 97 Silver Bullet, den muss ich mir unbedingt noch im Resell holen, leider sind die Preise da aktuell ganz stabil. Ansonsten muss man schauen, was die Zeit so rauskommt, die meisten Infos kommen ja erst zwei… drei Wochen vor Release, daher muss man mal die Füße still halten.
Danke nochmal an Ove für das nette Interview! Checkt auch unbedingt sein persönliches Instagramprofil ab.
Sarah Joost
Bildquelle: Ove Braasch