Jedes Jahr werden in Deutschland 11 Millionen Tonnen Lebensmittel mit einem Wert von etwa 25 Milliarden Euro weggeschmissen. Die Verbraucherzentrale hat dafür eine passende, bildliche Beschreibung: „Um diese Menge zu transportieren, sind 440.000 Sattelschlepper notwendig. Hintereinander gestellt, ergibt das die Strecke von Oslo nach Lissabon und zurück.“
Die Gründe für die Lebensmittelverschwendung sind ganz verschieden und werden an ebenso verschiedenen Stellen verursacht. Tatsache ist jedoch, dass es sich dabei um ein System handelt, an dem wir uns alle beteiligen. Supermärkte bieten durchgehend die komplette Warenpalette und zu jeder Zeit gefüllte Regale an, da es für die Kunden ansprechender aussieht und sie so eher dazu geneigt sind, Produkte zu kaufen. Täglich wird frisches Brot bis spät in den Abend angeboten und sowohl Obst, als auch Gemüse müssen immer perfekt aussehen. Ist dies nicht der Fall, wird die Ware aussortiert. Obst und Gemüse, die nicht den Standards entsprechen und als Ware zweiter Klasse eingestuft werden, verlieren 1/3 ihres Marktwertes, weshalb sie häufig sofort weggeworfen werden. Darüber hinaus werden viele Produkte schon kurz vor Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums aussortiert und weggeschmissen und das nicht nur in Supermärkten, sondern auch in privaten Haushalten. Laut des Natural Resources Defense Council werfen 91% der Verbraucher häufig aus Sicherheitsgründen Produkte weg, deren Mindesthaltbarkeitsdatum bereits abgelaufen ist. Allerdings sind die Mindesthaltbarkeitsdaten von den Herstellern festgelegt und geben nur an, wann die Produkte laut Hersteller die beste Qualität haben. Ungenießbar sind sie nach Ablauf des Mindesthaltbarkeitsdatums jedoch noch nicht. Ein weiteres Problem ist, dass viele Supermärkte und Unternehmen ihre überschüssigen und aussortierten Waren nicht an Hilfsorganisationen spenden, da sie häufig Angst vor einem Rechtsstreit haben oder es teurer ist, die Ware zu spenden, als sie einfach wegzuwerfen.
Kurz und knapp: Hier findet ihr ein paar „Food Waste Facts“:
Und die Geschichte geht weiter…
Die enorme globale Lebensmittelverschwendung hat neben der Verschwendung von Ressourcen und Arbeitskraft zur Herstellung der Produkte auch verheerende Folgen auf unser Weltklima. In der Landwirtschaft werden riesige Mengen an Energie, Wasser, Dünger und Pestiziden verbraucht, um Produkte in Massen herzustellen. Besonders in Südamerika werden immer mehr Regenwälder für Weideflächen gerodet, um unseren Hunger nach Fleisch zu stillen. Mehr als 1/3 der Treibhausgase entsteht durch die Landwirtschaft, unter anderem auch durch gärende Lebensmittel-Abfälle auf den Müllkippen. Die entstehenden Klimagase leisten somit einen wesentlichen Beitrag zur Erderwärmung. Es ist also an der Zeit, etwas gegen den „Food Waste“ zu unternehmen!
Es liegt an dir!
Der Schlüssel zu einer geringeren Verschwendung von Lebensmitteln ist vor allem eine stärkere Wertschätzung unserer Nahrung. Denn während wir in Europa nicht nur Lebensmittel en masse haben, sondern dabei auch noch zwischen zig Sonderangeboten wählen können, geht es vielen Menschen in ärmeren Ländern nicht so gut. Obwohl natürlich niemand von uns viel an der Nutzung der Ackerflächen in fernen Ländern ändern kann, können wir dennoch mit einem bewussten Kauf- und Essverhalten einen Unterschied machen und sparen dabei sogar noch Geld. Diese acht Tipps lassen sich ganz einfach in den Alltag integrieren:
- Mach dir einen Einkaufszettel oder sogar einen ganzen Essensplan für die Woche.
- Plane dabei Puffer mit ein, um Reste sinnvoll zu verwerten und Lebensmittel, die schon etwas matschig werden, nicht in wenigen Tagen wegschmeißen zu müssen.
- Friere Reste portionsweise ein oder lagere sie im Kühlschrank und nimm sie am nächsten Tag mit in die Uni oder zur Arbeit.
- Wenn dir nur ein oder zwei Sachen für das Abendessen fehlen, kauf Lebensmittel, die das Mindesthaltbarkeitsdatum bald erreichen und ansonsten entsorgt werden.
- Unterstütze regionale Händler, die kein Problem damit haben, wenn die Gurke, die sie verkaufen, nicht ganz gerade ist.
- Verschenke Reste an Nachbarn, Freunde oder bring sie zu „Fair-Teilern“, also öffentlichen Verteilstellen. So eine Verteilstelle befindet sich in Bremen beispielsweise in der Uni, beim Asta Raum.
- Kauf beim Bäcker auch mal die Brötchen vom Vortag. Im Viertel gibt es dafür den Bäcker „Gutes von Gestern“ vor dem Steintor 79.
- Gute Apps, die du nutzen kannst, sind:
– Too Good To Go
– Mealsaver
– Foodsharing
Wenn ihr noch mehr zu dem Thema und der Problematik von „Food Waste“ wissen möchtet, dann solltet ihr Euch die Filme „Just Eat It: A Food Waste Story“ von Grant Baldwin und/oder „Taste The Waste“, eine Produktion des NDR und WDR, anschauen.
Antonia von der Beeck, Lina Weimann