Es gibt Neues aus dem Werdenfelser Land: Jörg Maurer veröffentlicht ein weiteres Abenteuer im bayrischen Alpenland. In dem Kriminalromen „Im Grab schaust du nach oben“ stürzt sich Kommissar Jennerwein mit viel Elan auf seinen neunten Fall.
Ganz nach dem Rezept Maurers wird es mal wieder überraschend, absurd, witzig und vor allem skurril: Verstrickungen und Wirrungen halten nicht nur den Leser auf Trab. Auch Kommissar Jennerwein muss sich in dem Gewirr aus Toten, potenziellen Tätern und Verdächtigen zurechtfinden. Und das ausgerechnet vor dem Hintergrund des G7-Gipfels, der zur Zeit im Kurort tagt. Fatale Schüsse rauben den Kurortbewohnern den Atem, Leichen verschwinden und kommen an anderer Stelle wieder zum Vorschein und mittendrin versucht das Ermittlerteam das Rätsel um ein geschätztes Mitglied aufzuklären. Kein Wunder, dass am Ende mal wieder alles anders kommt, als es scheint…
Zwischen Klischee und Authentizität
Wieder einmal gelingt es dem Autor, seine Leserschaft zu begeistern. Die Szenerie ist authentisch und fängt nur zu gut die Klischees der ansässigen Kurortbewohner sowie der Touristen ein. Verwirrte Klatschbasen, die die Gerüchteküche zum Brodeln bringen, machen es einmal mehr deutlich: Im Kurort macht jedes Geheimnis schneller die Runde, als so manch einem lieb ist. Doch hat der Autor auch auf der “seriösen” Seite gut recherchiert. So bringt er dem Leser durch lebensnahe Beschreibungen die Atmosphäre während des G7-Gipfels nahe. Insbesondere fasziniert hier die Bloggerin Nina, die regelmäßig Berichte über das Ereignis veröffentlicht.
Maurers Erfolgskonzept: Charaktere, die amüsieren
Charaktere müssen nicht unbedingt die Charaktereigenschaften aufweisen, die man selbst besitzt, um sich mit ihnen zu identifizieren. Maurers Ermittler sind witzig, vielseitig und vor allem typisch. Denn auch hier wird wieder das allgemeine Polizistenklischee beschrieben. Da gibt es zum einen die Psychologin, die alles und jeden nach seiner Psyche beurteilt. Dr. Maria Schmalfuß erweist sich dabei nicht unselten als hilfreich und steht ihrem Vorgesetzten Kommissar Jennerwein zur Seite. Auf die Liebesgeschichte wartet der Leser jedoch schon seit Beginn der Reihe. Immerhin – beim Du sind die zwei schon angekommen. Hölleisen hingegen ist mal wieder mit Papierkram überfordert, während Ostler ein Missgeschick unterläuft, das ihn zu einer Notlüge zwingt und das Ermittlerteam vor neue Hürden stellt.
Irrungen und Wirrungen mit Flaute
Maurer schafft es wieder einmal, eine Bandbreite an Lesern zu begeistern und neues Publikum an Land zu ziehen. Dennoch ist der neunte Fall von Kommissar Jennerwein nicht ganz so zufriedenstellend, wie er hätte sein können. Die Idee ist gut, geradezu grandios, denn diesmal gerät die Polizei selbst zwischen die Fronten von Gut und Böse. Doch die Auflösung erscheint an den Haaren herbeigezogen, denn am Ende ist NICHTS so, wie es am Anfang schien. Obwohl Maurer bekannt ist für seine witzigen Verwirrungen, so hat er sich doch in diesem Werk verstrickt. Dies führt unweigerlich dazu, dass es dem Leser an einigen Stellen nicht mehr möglich ist, die Logik der Auflösung nachzuvollziehen. Darüber hinaus fehlt ab der Hälfte des Krimis die typische Maurer Würze. Der Leser wird nur von einer Szenerie in die nächste geworfen, die Verwirrung ist geradezu perfekt, doch dabei fehlt leider die Spannung, die die Vorgänger auszeichnet. Schade, denn in der Idee steckt wirklich sehr viel Potenzial.
Fazit: Kurios und faszinierend und dennoch mit Flaute. Luft nach oben gäbe es allemal, aber es ist wieder einmal ein grandioses Werk des Autors. Und wer weiß: Vielleicht darf auf eine Fortsetzung gehofft werden, denn der Fall ist noch nicht ganz aufgeklärt…
Christine Leitner
Bildquelle: Wikimedia Commons, Jmu