Entweder ein Drecksloch, vollkommen überteuert oder der Vermieter wählt das Beamtenpaar aus – die Wohnungssuche wird zur monatelangen Herausforderung, insbesondere für Studenten. Unsere Redakteurin berichtet von persönlichen Erfahrungen und kann schon einige Tipps weitergeben.
Die erste eigene Wohnung
Seit Monaten sind mein Freund und ich auf der Suche nach einer neuen Wohnung. Die erste hat sich so langsam ausgewohnt – einfach isolierte Fenster, alte Küche, altes Bad. Anfangs noch Retro und voll schön Altbau, sind diese jetzt nur noch funktionsuntüchtig und vor allem: kalt. Bei der ersten eigenen Wohnung ist man nicht sehr wählerisch. Entweder ist sie zu teuer oder ein Drecksloch mit fleckigem Teppich. Über die Herkunft der Flecken möchte man eigentlich nichts weiter wissen. Genervt von der Wohnungssuche und überhaupt noch komplett ahnungslos und unerfahren, fiel mir also zum Beispiel gar nicht auf, dass im Badezimmer nicht mal eine Steckdose war. Als der Vermieter mich für die Schwester der Vormieterin hielt und mir sofort den Vertrag vorlegte, sind wir dummerweise nicht skeptisch geworden, sondern haben sofort zugeschlagen. Gefühlt stimmte das Preis-Leistungsverhältnis ja auch. Voller Zuversicht sind wir also eingezogen, haben zwar einige Mängel entdeckt, aber gekonnt improvisiert und einen Badezimmerschrank mit Steckdose angeschlossen. „Ach, es ist ja die erste eigene Wohnung“, Mama und Papa erzählten von Badezimmern ohne Waschbecken und Küchen mit einer kleinen Ofen-Herd-Kombi, also alles gut bei uns. Jedenfalls bis es Winter wurde und die Temperaturen in einem der Zimmer trotz voll aufgedrehter Heizung nicht über 15 Grad hinausgingen. Nach und nach gingen Therme, Backofen und Toilettenspülung kaputt. Nach einem Jahr haben wir also entschieden, wieder auf Wohnungssuche zu gehen und diesmal nicht so viele Abstriche zu machen.
Schon wieder auf Wohnungssuche
Zwar ein Dach über dem Kopf, haben wir dennoch seit etwa vier Monaten wieder den Status als „Wohnungssuchende“. Täglich werden alle Plattformen von „Schwarzes Brett Bremen“ über „Immoscout“ bis „Ebay Kleinanzeigen“ durchforstet, um ja nicht die perfekte Wohnung zu verpassen. Der Anspruch ist gestiegen, wöchentlich haben wir zurzeit etwa eine Besichtigung, doch meistens stimmt irgendetwas mit der Wohnung nicht. Denn inzwischen wissen wir, was wir wollen. Vor ein paar Wochen war die perfekte Wohnung dabei. Bad und Küche renoviert, neue Fenster, gute Lage, schöner Holzboden, alles was für uns wichtig war und vor allem: für einen vernünftigen Preis. Mit guten Absichten wollte der Vermieter Kopien von Personalausweis und Gehaltsnachweis haben. Es seien nur noch zwei andere Bewerber mit uns im Recall und die wären etwas langsam mit den Unterlagen. Er würde in drei Tagen Bescheid sagen, ob es klappt. Für mich war alles klar – aufgeregt wie ein Kind, hatte ich schon den Grundriss aufgezeichnet und die Möbel ausgeschnitten, damit ich sie hin- und herschieben konnte. Da kam die Absage. Und warum? Zu jung, zu wenig Gehalt, Studentin mit Nebenjob, oh Gott oh Gott, die zahlen bestimmt nie pünktlich die Miete. Da nimmt man doch lieber Festangestellte.
Mit der Traumwohnung wurde es also nichts, alle anderen Wohnungen danach stehen nun in ihrem Schatten. Von der perfekten Wohnung habe ich mich wieder verabschiedet, denn als StudentIn hat man kaum Chancen diese zu finden, geschweige denn zu bekommen. Resigniert schaue ich weiter, wenn es klappt – und die Wohnung schon ein bisschen besser ist als die jetzige – schön, aber die Motivation ist weg.
Kompromisse schließen
Als monatelange Wohnungssuchende sind mir mehrere Dinge aufgefallen, die die Wohnungssuche und die Chancen auf den Mietvertrag optimieren. Zum einen gehört es dazu, Kompromisse bei der Ausstattung der Wohnung zu schließen – die „perfekte“ Wohnung findet man selten. Ein renoviertes Bad mit Fenster und eine komplett neue Küche mit Geschirrspüler sind utopisch, wenn das Budget begrenzt ist. Zum anderen ist es auch bei der Lage wichtig, sich nicht auf das beliebte Steintor-Viertel zu begrenzen und vielleicht mal nach aufkommenden Vierteln, wie beispielsweise Walle zu gucken oder generell eine größere Auswahl an Vierteln in Betracht zu ziehen.
Besichtigung
Wer die Wohnung haben will, muss sich bei der Besichtigung ins Zeug legen. Der erste Eindruck zählt auch hier, selbst wenn nur der Mieter anwesend ist. Nach einem Ladekabel für das Handy zu fragen oder zur Toilette zu gehen, kommt nicht gut an. Am Besten fragt man direkt beim Reinkommen, ob man die Schuhe ausziehen soll und stellt ab und zu persönliche Fragen, um die Stimmung aufzulockern. Zum Beispiel, ob der Ausziehende in Bremen bleibt oder ähnliches. Es kommt wie immer auf Sympathie an. Insbesondere bei einer Gruppenbesichtigung sollte man versuchen, den Mieter noch in ein Gespräch zu verwickeln und wenn derjenige darauf anspringt, als letztes aus der Gruppe zu bleiben. Fragen, woher denn dieses schöne Möbelstück ist oder wie der Vermieter und die Nachbarn so drauf sind, helfen oft weiter. Der Mieter, der die Besichtigung durchführt, gibt die Kontaktdaten der Interessenten meistens an den Vermieter weiter und gibt wahrscheinlich auch noch eine Einschätzung, vielleicht sogar eine Empfehlung, dazu. Wenn der Vermieter sich meldet, hat man am besten die Unterlagen, die normalerweise angefordert werden – Gehaltsnachweis, Selbstmieterauskunft, Personalausweis – schon eingescannt auf dem Computer und reagiert möglichst schnell. Als StudentIn ist es den Vermietern meistens wichtig, zusätzlich eine Bürgschaft der Eltern zu haben.
So eine Besichtigung ist im Grunde nichts anderes als eine Bewerbung – man wird beurteilt und der Beste gewinnt. Studenten haben leider das Schicksal, hier meistens den Kürzeren zu ziehen.
Zeit sollte also einkalkuliert werden, damit man nicht das Erstbeste nimmt. Ich gebe jedenfalls nicht auf und suche weiter, bis ich eine Wohnung finde (und bekomme), die wahrscheinlich nicht perfekt sein wird, aber meinen im letzten Jahr gestiegenen Ansprüchen genügt. Warme Füße werden doch wohl drin sein.
UPDATE: Wohnung gefunden!
Jula Lühring
Foto: KROSSE