Heutzutage ist vielen Menschen nicht wirklich klar, warum es so eine große Rivalität zwischen dem Hamburger Sportverein und dem SV Werder Bremen gibt. Krosse-Autorin Annika hat sich auf die Spuren der Zeit begeben und fragt sich: woher kommt die Feindschaft zwischen den Nordclubs eigentlich?
Daher habe ich in der Facebook Gruppe Werder Bremen- Lebenslang Grün Weiss nachgefragt und viele Antworten erhalten. „Mir persönlich wurde die Ablehnung gegen den HSV in die Wiege gelegt“, so ein Werder-Fan in der Gruppe.
Im Mai 2018 stieg der Hamburger Sportverein zum ersten Mal in der Bundesligageschichte ab. Heute, zwei Jahre später, dürfen HSV-Fans wieder auf den Aufstieg in die erste Liga hoffen. Ihr größter Konkurrent, der SV Werder Bremen, zittert hingegen. Abstieg oder doch Verbleib in der Top-Liga? Es könnte zum Supergau kommen: Das Nordderby als Relegationsspiel. Ein Spiel, was in normalen Zeiten ein Hochsicherheitsspiel wäre. Aber war das schon immer so?
Rivalität der Städte schon vor der Bundesligagründung
Im Jahre 1963 wurde die deutsche Bundesliga gegründet. Um zu erfahren woher die Rivalität im Norden kommt, habe ich Fans auf Facebook befragt. Die Antwort vieler User ist klar. Konkurrenz zwischen Bremen und Hamburg ist älter als der Profi-Fußball in Deutschland. „Bremer und Hamburger mochten sich noch nie. Eine historische Abneigung, weil die Städte vor hunderten Jahren schon in Konkurrenz standen. Beides Hansestädte mit Kaufleuten, die mit den gleichen Waren Geschäfte machen und immer konkurrieren“, so eine Facebook-Userin .
Schon seit 1942 spielen Bremen und Hamburg Fußball gegeneinander. Damals mit klarem Vorteil für die Hamburger. Sie gewannen 15 von 16 Spielen der Oberliga. Nach der Bundesligagründung 1963 dann die Wende- plötzlich gewinnt der Underdog Werder Bremen und die Rivalität der Kontrahenten nimmt ihren Lauf.
Die 80er Jahre als Auslöser der heutigen Rivalität?
1979 gewann der HSV die Meisterschaft. Im Gegenzug stieg der SVW 1980 zum ersten und einzigen Mal in der Bundesligageschichte ab. Der Hamburger Sportverein war an der absoluten Spitze und der Sportverein Werder Bremen lag am Boden. Kurz darauf stieg Werder wieder auf und die Nordderbys gingen von vorne los.
Seinen absoluten Höhepunkt fand die Konkurrenz im Jahre 1982. Auf dem Weg zum Pokalspiel der beiden Nordclubs wurde der 16-Jährige Werder Fan Adrian Maleika von der Hooligan-Gruppe „Die Löwen“, Fans des HSV, angegriffen und von einem Stein auf den Kopf getroffen. Als er auf dem Boden lag, traten die Hooligans weiter auf ihn ein. Einen Tag später verstarb der Junge aufgrund der schwere seiner Verletzungen. Dies ist definitiv der Negativ-Höhepunkt der Geschichte der beiden Nordclubs.
Friedenstreffen in Scheeßel
Zwei Monate nach dem Mord an Adrian Maleika trafen sich die Fan-Delegierten und Manager beider Vereine und vereinbarten ein „Stillhalteabkommen“. Damit sollten die Gewaltausbrüche der rivalisierenden Fangruppierungen beendet werden. Bis heute blieb aber ungeklärt, wer den 16 Jährigen Werder Fan tötete.
Sportlich gesehen waren der HSV und der SVW auch in den 80er Jahren auch Konkurrenten um den Meisterschaftstitel. 1982 war das Hamburger Jahr. Spiel für Spiel konnten sie für sich entscheiden, bis 1983 Werder diesen Lauf beendete. Trotzdem gewann der HSV in diesem Jahr den Meisterschaftstitel. 1988 konnte dann auch der SVW endlich nachziehen und gewann den Meisterschaftstitel, obwohl sie am letzten Spieltag das Nordderby verloren. In den Folgejahren rutschen sowohl der Hamburger Sportverein als auch Werder Bremen in das Mittelfeld der Bundesliga ab und verweilen dort.
Viermalige Wiederholung des Nordderbys
Im Jahr 2009 trafen der SVW und der HSV drei Mal in zweieinhalb Wochen aufeinander. Zuerst am 22. Mai im DFB-Pokalhalbfinale. Werder gewinnt im Elfmeterschießen, nachdem Torwart Wiese drei Elfmeter halten kann. Sieben Tage später treffen die Clubs im UEFA-Cup aufeinander. Die erste Runde gewinnt der HSV knapp. Doch das Rückspiel entscheidet der SVW klar für sich und schmeißt den Hamburger Sportverein so aus dem Wettbewerb. Auch das Bundesliga-Nordderby kann Werder später für sich entscheiden.
Die Jahre darauf kämpfen sowohl der HSV als auch der SVW ums Überleben in der Bundesliga. Bis es 2018 für Hamburg keine Rettung mehr gibt und sie die Saisons darauf in der zweiten Bundesliga zuhause sind.
Rivalität heute
Auch heute noch schenken sich die beiden Nordclubs nichts. So wünschen viele Hamburg-Fans den Werderanern*innen den Abstieg und die Bremer*innen hoffen, dass die Hamburger*innen auch dieses Mal den Aufstieg verpassen. Doch langsam werden auch Stimmen laut: „Mir fehlt aktuell dieses kribbelige Gefühl vor den Derbys, wer weiß, vielleicht kommt es ja bald wieder“, schreibt ein Facebook-User.
Und auch der „Hass“ scheint abzuklingen. „Ich bin Werderfan und verspüre keinem anderen Verein gegenüber Hass. Ich kann dieses ganze Getue nicht verstehen“ und „Gesunde Rivalität: Ja. Hass ganz bestimmt nicht. Hass hat im Sport ja nun gar nichts zu suchen“. Und wer weiß, vielleicht können wir alle ja aus der Geschichte lernen und es in Zukunft besser machen, denn ich sage: Kribbeln vor dem Nordderby: Ja bitte. Gewalt und Hass: Nein danke.
Von Annika Hinke